, Ferrari Roy

Ein Schlafsack geht auf Reisen - Limburg 2025

Donnerstagabend vor Ostern, endlich komme ich wieder einmal aus dem Keller. Ich werde eingepackt für eine grosse Reise nach Holland. Wohin genau, weiss ich noch nicht, einfach Holland. Ich habe auch gehört, dass ich nicht der einzige Schlafsack bin, der mitkommen wird – ich werde einer von 48 sein. Ich freue mich darauf, endlich läuft etwas.

Nun liege ich also bereit auf dem Koffer. Ich habe mitbekommen, dass ich am nächsten Morgen früh aufstehen muss. Da ich ein Schlafsack bin, weiss ich natürlich, wie schlafen funktioniert. Am nächsten Tag geht alles ruckzuck, ich werde vor die Wohnungstür gestellt, während mein Besitzer offenbar ein paar Cornflakes isst - eine Stärkung für die lange Reise nach Holland.

Ich stehe beim Rathaus und erblicke ganz viele Sackkollegen; unglaublich, wie gross und farbig die einen sind, ich selbst sehe eher bescheiden grau-schwarz aus. Lange Zeit hatte ich nicht, um mich umzusehen, denn ich landete schnurstracks im Kofferraum des grossen Reisebusses. Ich lag da und begann zu lauschen, was da oben abging. Das Getrampel bedeutete wohl, dass alle SackbesitzerInnen am Einsteigen waren. Über das Mikrophon begrüsste der Chauffeur seine Gäste und ermahnte vorbildlich, dass alle immer angegurtet sein müssen – wehe, einer löste die Gurten – dann piepst es nämlich bei ihm im Cockpit.

Endlich ging es los, der Motor wurde gestartet – auf ging es nach Holland. Ich freute mich seit Wochen auf diesem Moment. Ich hörte, wie oben gequatscht und geredet wurde, es herrschte eine gute Stimmung. "Film luege" schnappte ich auf einmal auf – und schon ging es los mit Spiderman und vielen weiteren Actionhelden. Zwei Mal stoppten wir, vermutlich brauchten die da oben eine Pause. Ich lag da zwischen Koffern und Kollegen, mir ging es bestens. Gegen Abend kamen wir endlich am Zielort an und wir staunten alle, auf welch schönem Campingplatz wir in den nächsten vier Tagen leben werden. Kleine schmucke Häuschen, ein Seelein mitten im Park, gepflegte Gartenanlagen, ein Streichelzoo, ein wahres Bijou!

Ich kam in ein Häuschen mit lauter (lauten) Jungs. Die machten es ganz cool und errichteten ein grosses Matratzenlager mitten im Wohnzimmer. Ich wurde ausgerollt und lag bereit für die erste Nacht. Ein grosses Bad, eine Küche und ein  funktionierender TV – grossartig, ich hörte, wie alle Jungs begeistert waren. Im Vergleich zum letzten Jahr erlebte auch ich ein Upgrade um Sterne!

Plötzlich wurde es hektisch und ich bekam mit, wie auf einmal alle verschwanden. Wie ich später vernahm, durften sie an der Eröffnungszeremonie des Turniers teilnehmen. Sie redeten später darüber: Alle Lägere-Kids durften mit ihrem Turniershirt (es sieht mega cool aus, DANKE an alle Sponsoren!!!) in die Handballarena einlaufen, in der alle Teams empfangen wurden. Noel durfte den sportlichen Eid für die Schweizer Delegation vortragen und im Anschluss wurde die Nationalhymne gespielt. Danach gab es Nachtessen und dann endlich kamen ins zurück Häuschen. Der Trainer kam vorbei und wünschte "gute Nacht und schlaft gut" – aber an schlafen war noch lange nicht zu denken. Jetzt ging es erst richtig los ... aber was in den Nächten ablief, behalte ich lieber für mich 😁.

Plötzlich klopfte jemand an die Scheiben und an die Türe. Der Trainer der Jungs war auf der Weck-Tour. Aufstehen – frühstücken beim Leiterhäuschen, Happy Birthday singen für Sophia während ich auf einmal links liegen gelassen wurde. Mit Milch- und Nutellaschnauz kamen sie zurück. Es machte Klick und alle Jungs wechselten in den Sportmodus. Die Nervosität stieg, endlich ging das eigentliche Turnier los.

Am Abend berichteten sie über ihre grossen Taten, über die geschossenen und auch erhaltenen Tore, über die harte Gangart der Gegner, über die tolle Stimmung in den drei verschiedenen Spielhallen und vor allem über die ersten Punkte für Lägere. Teilweise konnte ich kaum folgen, über was die Jungs redeten. Zwischendurch schnappte ich auf, dass es italienische Küche gab zum Znacht, gestern war es asiatisch.

Die zweite Nachtruhe war kurz und nicht nur ruhig, es gilt aber weiterhin: keine Details. Am Ostermorgen, um halb sieben!, klopfte es wieder an die Scheiben und an die Türe. Aufstehen. Frühstücken. Es ging los zum zweiten Spieltag. Aber halt: Happy Birthday Elias und Ilay – sie feierten beide ihren 14. Geburtstag!

Abends berichteten die Jungs wieder über die ergatterten Punkte. Auch alle anderen Teams konnten Siege verbuchen, wobei die jüngsten SpielerInnen den hervorragenden 5. Platz erreichten. Sie erzählten auch, dass sie bei Aldi für ganz wenige Euro gaaaanz viel Essen einkaufen gingen – es waren sogar ganz gesunde Sachen dabei. Zu guter Letzt schaƯten es feine Frei-Osterhasen ebenfalls nach Holland, sie  verschwanden aber im Nu wieder im Verbrennungsmotor der Lägere-Kids.

Am Montag wurde ich mehr oder weniger sanft eingerollt und verstaut. Packen und Putzen war angesagt – die Motivation dafür war den Jungs ins Gesicht geschrieben. Zum Glück kamen immer wieder liebe Trainer und BetreuerInnen vorbei, welche tatkräftig mithalfen, die Häuschen in den ursprünglichen Zustand zu versetzen. Nachdem auch das letzte Paar Turnschuhe von Elia an Bord war, machten ich es mir gemütlich im Untergrund des Reisebusses. Oben war es ruhig, es war kaum zu glauben, dass oben 40 Mädchen und Jungs mit ihren 8 Begleitern Platz genommen hatten. Dies änderte sich im Verlauf des Tages, und spätestens bei der Mittagspause im BK war der Plapperpegel wieder auf dem normalen Niveau.

Nun bin ich zurück in Wettingen. Leider hat mich mein Besitzer vergessen. Ich darf momentan bei Maja und Roy wohnen und warte bei ihnen in ihrem Keller auf die nächsten Ostern oder bis mich jemand vermisst.

Hopp Lägere!